Wissenswert

Psychoneuro­immunologie und Depression

Psychoneuroimmunologie – Wie beeinflusst unser Immunsystem das zentrale Nervensystem (ZNS) und letztlich unsere Psyche?

Müdigkeit, Antriebsarmut, Appetitverlust – alles mögliche Anzeichen einer Depression. Spielt eine inflammatorische Pathogenese dabei eine Rolle, sprich sind entzündliche Prozesse verantwortlich für unser seelisches Gleichgewicht? Die Psychoneuroimmunologie ist ein Fachgebiet, das sich in den letzten Jahren rasant entwickelt und die Wechselwirkungen zwischen Nerven- und Immunsystem sowie die Auswirkungen dieses Zusammenspiels auf das menschliche Verhalten und Befinden erforscht. Neu ist die Vermutung nicht, dass es hier Zusammenhänge geben könnte. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Serumuntersuchungen bei Schizophrenen durchgeführt, als man Autoantikörper suchte, die möglicherweise die Dopaminrezeptoren stimulieren und damit an der Entstehung der Erkrankung beteiligt sind.

Bei 20 bis 30 % der psychiatrischen Patienten lässt sich eine Blut-Hinrschrankenstörung nachweisen. Die Erhöhung der Immunglobulinkonzentration und die Blut-Hirn- bzw. Blut-Liquor-Schrankenstörung sind Teil eines Immunprozesses, vermutlich eines milden entzündlichen Prozesses. Das Auftreten eines leichten Entzündungsprozesses bei psychischen Störungen führten zur sog. Milden-Enzephalitis-Hypothese.

2012 konnten Wissenschaftler aus Dänemark in einer bahnbrechenden Studie nachweisen, dass es nicht nur einen klaren Zusammenhang zwischen Infektionserkrankungen und erhöhtem Risiko für Depression und Schizophrenie gibt, sondern die Diagnose einer Autoimmunerkrankung das Risiko einer späteren Schizophrenie oder Depression signifikant erhöht. Dabei beeinflussten die Art und Lokalisation der Autoimmunerkrankung das erhöhte Risiko nicht. Die Folgerung: es existiert ein klarer Zusammenhang zwischen der Aktivierung des Immunsystems psychischen Störungen.

Doch nicht nur die Psyche, auch die Denkleistung wird durch Entzündungen beeinflusst. In groß angelegten Langzeitstudien zeigte sich, dass je höher die CRP- und IL -6-Spiegel im Rahmen entzündlicher Prozesse in der Lebensmitte waren, bei den Probanden 7 und 12 Jahre danach eine geringere kognitive Leistungsfähigkeit und die Abnahme kognitiver Fähigkeiten festgestellt wurden. Dies galt insbesondere für Männer…