BehandlungWissenswert

Bundesregierung prüft Masern-Impfpflicht für Kinder

Die Zahl der Masern-Infektionen steigt auch in Deutschland. Derzeit berät die Regierungskoalition darüber, die Masern-Schutzimpfung von Kindern gesetzlich vorzuschreiben. Die hochgradig ansteckende Krankheit kann tödlich enden.

Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte, sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, dass er sich mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Gesprächen über einen entsprechenden Schritt befinde. Ein entsprechender Vorschlag werde demnächst vorgelegt werden können. Dabei betonte Lauterbach, seine Partei trete innerhalb der Koalition für eine auf Masern begrenzte Impfpflicht für Kinder ein.

Auch die FDP fordert die Einführung. Michael Theurer, stellvertretender Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, nannte es „verantwortungslos gegenüber dem Wohl des eigenen Kindes und auch gegenüber Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst geimpft werden können“, wenn Kinder nicht geimpft würden. Die Liberalen wollen eine Impfpflicht für Kinder bis 14 Jahre.

Ebenfalls für eine Pflichtimpfung sprach sich die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin aus.

Anderer Auffassung sind die Grünen. Sie lehnen einen Impfzwang ab. Unter anderem beziehen sie sich mit ihrer Haltung auf Aussagen des Präsidenten des Robert Koch-Institutes, Robert H. Wieler, der erklärt hatte, ein Impfzwang könne das Vertrauen in die Vorteile von Impfungen beschädigen. Gleichzeitig sehen die Grünen in der Impfung jedoch einen Akt gesellschaftlicher Solidarität, bei der der Schutz für die Bevölkerung und insbesondere derjenigen steige, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden könnten. Allein der Weg zu möglichst umfassenden Durchimpfungsraten soll nach Auffassung der Grünen ein anderer sein: Nicht über Zwang, sondern über Aufklärung soll dies geschehen. Dazu solle der öffentliche Gesundheitsdienst aufgewertet und personell besser ausgestattet werden.

Immerhin wurde erst in der vergangenen Legislaturperiode eine verpflichtende Impfberatung für Eltern eingeführt. Das Gesundheitsministerium kann derzeit noch nicht beurteilen, wie diese Maßnahme gegriffen hat.

Ob so die Impfgegner überzeugt werden können, erscheint zumindest fraglich. An Informationen oder Intellekt mangelt es diesen in der Regel zumindest nicht.

Infolge einer Masernerkrankung kann es teils erst Jahre später zu einer Gehirnentzündung kommen, für die es keine Behandlung gibt und an der die Erkrankten versterben können. In den ersten neun Wochen dieses Jahres registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) bereits 170 Masern-Fälle. 62 Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 62 Fälle. Insgesamt treten in Deutschland laut RKI jährlich etwa 5.500 Fälle auf, etwa 100 davon enden tödlich.