Hygiene

Alkohol-tolerante Bakterien

Verliert die alkoholische Händedesinfektion ihre Wirksamkeit?

Seit Ignaz Philipp Semmelweis 1848 seine Studie unter dem Titel „Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers“ veröffentlichte, sind 170 Jahre vergangen. Jahre, in denen eine einfach umzusetzende Maßnahme, die hygienische Händedesinfektion, sich allmählich zur wichtigsten Hygienemaßnahme überhaupt etablieren konnte. Der Wirkstoff der Wahl ist dabei Alkohol. Wie lange werden wir die Bakterien damit noch in Schach halten können?

Nun droht ein neues Schreckgespenst: Nicht genug damit, dass immer mehr Bakterien resistent sind gegen immer mehr Antibiotika, jetzt scheinen sie sich möglicherweise auch noch an Alkohol zu gewöhnen. Australische Forscher haben herausgefunden, dass es mittlerweile Darmbakterien der Art Enterococcus faecium gibt, die eine deutliche Toleranz gegenüber Isopropanol entwickelt haben. Noch gibt es zwar keine Hinweise darauf, dass sich solche alkoholtoleranten Bakterien auch in Deutschland verbreiten, aber der Hygieniker Martin Exner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene, ist besorgt. Auch in der Schweiz gab es erst vor wenigen Monaten in mehreren Krankenhäusern Ausbrüche mit E. faecium, und zwar mit dem gleichen, als alkoholtolerant beschriebenen Sequenztyp ST796, der sich auch in Australien ausbreitet. Alles eine Frage der Zeit?