HygieneWissenswert

Können Hunde Blasenkrebs riechen?

Speziell bei urologischen Erkrankungen ist eine urinbasierten Diagnostik über den Geruch möglich. Willis et. al. forschten an der Blasenkrebsdiagnostik durch speziell trainierte Hunde. Im Ergebnis konnte der erfolgreichste Hund die Krebserkrankung mit einer Sensivität von 73 % erschnüffeln.

Schon 2014 konnte man in den Deutschen Gesundheitsnachrichten lesen, Hunde röchen Krebs mit einer Genauigkeit von mehr als 90 % – besitzen sie doch 220 Millionen Geruchszellen im Gegensatz zu nur 50 Millionen beim Menschen. Warum also sollten Hunden nicht bei der Krebsdiagnostik eingesetzt werden, anstatt die Patienten invasiven diagnostischen Maßnahmen auszusetzen. Klingt erst einmal nach einer fantastischen Idee. Wenn man wie ich lange genug auf einer urologischen Station gearbeitet hat, erscheint das noch viel plausibler, denn dort entwickelt man schon als 50-Millionen-Geruchszellen-Mensch einen Geruchssinn, der einen zumindest in punkto Diagnostik von Harnwegsinfektionen fit macht für „Wetten dass“.

Ganz so einfach ist es denn wohl doch nicht. Wie eine im Journal of Breath Research veröffentlichte Untersuchung zeigt, ist auf die Hunde realistisch betrachtet eher wenig Verlass (Bd. 10, S. 046003, 2016). Obwohl die Tiere intensiv trainiert wurden, lagen die Trefferquoten bei Patienten mit bekanntem Krebs in einer Spanne zwischen 45 % (also schlechter als beim Raten) bis 74 % und bei Patienten ohne Krebs nur im Bereich zwischen 29 % und 52 %. Das bedeutet aber nicht, dass der Ansatz, die Diagnostik über Geruchsstoffe durchzuführen, falsch ist. Hunde „sind eben auch nur Menschen“, sind abgelenkt, müde, haben manchmal lange Weile oder einfach keine Lust.

Maschinen fragt niemand nach der Lust. Also lag der Gedanke nahe, diese Arbeit von einer elektronischen Nase erledigen zu lassen. Zugrunde liegt die Tatsache, dass durch Tumorerkrankungen und Entzündungen der Enzymhaushalt beeinflusst wird, was wiederum andere Stoffwechselprodukte entstehen lässt als bei Gesunden. Dieser sogenannte metabolische Fußabdruck (VOC, volantile organic compounds) kann in Urin, Atemluft und Faeces nachgewiesen werden. Eine weitere Methode ist die Ionenmobilitätsspektrometrie (IMS), bei der einzelne molekulare Komponenten der Luft über den Urinproben identifiziert werden.

Die elektronische Nase erreichte eine Sensivität und Spezifität von jeweils 93,3 %, die IMS konnte Tumorproben zu 100 % und Kontrollproben zu 90 % korrekt zuordnen. Dies sind erste Ergebnisse, wobei die Kohorte für die Untersuchung mit nur 30 Morgenurinproben sehr klein war.

Übrigens lassen sich auch Harnwegsinfekte auf diese Art nachweisen. Hier erreichte die elektronische Nase eine Sensivität von 81,7 % und eine Spezifität von 77,3 %. Die Ergebnisse der IMS-Methode werden von Dr. Hendrik Heers an der Phillips-Universität Marburg mit Spannung erwartet.

Weitere Informationen:

https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/urologische-krankheiten/article/972465/vielversprechende-studienergebnisse-blasenkrebs-laesst-erschnueffeln.html

https://www.deutsche-gesundheits-nachrichten.de/2014/05/23/hunde-erschnueffeln-krebs-mit-mehr-als-90-prozent-genauigkeit/

https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/krebsmedizin-unzuverlaessiger-riecher-1.3184535

 

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