Das Risiko, nach einer überstandenen Sepsis einen Herz- oder Hirninfarkt zu erleiden, ist über mehrere Wochen nach der Krankenhausentlassung deutlich erhöht.
Eine taiwanesische Studie beschäftigte sich mit dem Risiko kardiovaskulärer Komplikationen und dessen zeitlicher Veränderung bei Patienten, die unlängst eine Sepsis überstanden hatten. Die Forscher um Chih-Cheng Lai vom Medizinischen Zentrum Chi Mei in Liouying untersuchten retrospektiv den Verlauf von mehr als 42.000 Sepsis-Patienten. Der Untersuchungszeitraum erstreckte sich über 180 Tage nach Krankenhausentlassung. Die zahlenmäßig äquivalente Kontrollgruppe bestand aus merkmalsgleichen Patienten, die keine Sepsis gehabt hatten und aus Menschen der Allgemeinbevölkerung. Der primäre Endpunkt der Studie war das Auftreten eines Herz- oder Hirninfarkts.
831 Sepsis-Patienten erlitten im Beobachtungszeitraum einen Schlaganfall, 184 einen Herzinfarkt. Das Infarkt- oder Insultrisiko nach überstandener Sepsis war in der ersten poststationären Woche annähernd fünfmal höher als in der Allgemeinpopulation. Nach vier Wochen war es immer noch mehr als doppelt so hoch und sank dann allmählich auf Normalniveau ab.
Bei den stationär behandelten Patienten ohne Sepsis wurden allerdings ebenfalls höhere Infarkt- und Apoplexraten festgestellt. Die Differenz betrug hier in der ersten Woche plus 40 Prozent. Nach fünf Wochen näherten sich die Kurven einander an.
Bleiben zwei Fragen offen:
- Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei? Denn nicht vollkommen auszuschließen ist die Möglichkeit, dass Faktoren, die nach Entlassung zu Infarkten und Insulten beitrugen, bereits die Sepsis begünstigt haben könnten.
- Wie steht es um die Qualität unseres Gesundheitswesens, wenn im Jahr 2015 in Australien 19 %, in den USA 24 % und in England 32 % der Patienten nach einer schweren Sepsis starben, in Deutschland dagegen aber ganze 41 %? Diese Zahlen veröffentlichte jüngst das Aktionsbündnis Patientensicherheit zusammen mit der Sepsis-Stiftung anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September 2018.
Nähere Informationen unter CMAJ 2018; 190: E1062–9
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