HygieneWissenswert

Ausbruch mit Burkholderia-cepacia durch Mundspüllösung – 2 Todesfälle

Das Robert Koch Institut (RKI) weist auf einen Ausbruch mit Burkholderia-cepacia -Komplex-Infektionen und –Kolonisationen hin, der derzeit mit der Mundspüllösung octenidol® md assoziiert wird.

Das Ausbruchsgeschehen umfasst nach derzeitigem Kenntnisstand mittlerweile mindestens 16 Patienten: 5 Patienten mit Infektionen, darunter 2 Todesfälle. Die Fälle sind in 3 Kliniken in 2 Bundesländern aufgetreten. Der letzte dem RKI bisher berichtete Nachweis von Burkholderiacepacia- Komplex aus klinischem Material eines Patienten erfolgte am 09.09.2018.

Als wahrscheinliche gemeinsame Expositionsquelle kommt das Medizinprodukt octenidol® md Mundspüllösung, der Vertriebs- und Lohnherstellerfirma Schülke & Mayr GmbH, Chargennummer 1513962 in Frage.

Die Legalherstellerfirma MPC International S.A. (Luxemburg) gab mittlerweile am 09.08.2018 einen freiwilligen Rückruf bekannt, der auch auf den Internetseiten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) veröffentlicht wurde. Möglicherweise sind Flaschen der betroffenen Charge noch im Verkehr. Daher heißt es: Aufgepasst auf den Stationen, Chargenkontrolle, auch bei bereits in Benutzung befindlichen Flaschen!

Das RKI bittet, Burkholderia-cepacia-Fälle mit wahrscheinlichem Zusammenhang zu dem Geschehen über die zuständigen Gesundheitsämter an das RKI zu übermitteln und dem BfArM zu melden.

Hintergrundinformation zu Burkholderia-cepacia

Zum Burkholderia cepacia-Komplex, kurz BCC, zählen verschiedene Bakterienspezies der Gattung Burkholderia. Dabei handelt es sich um gramnegative, Katalase-produzierende Stäbchenbakterien Sie gelten als fakultativ pathogen und sind besonders bei Patienten mit zystischer Fibrose (Mukoviszidose) als Erreger von pulmonalen Infekten gefürchtet.

Als opportunistische Krankheiterreger können BCC-Bakterien bei abwehrgeschwächten Patienten Infektionen wie beispielsweise Harnwegsinfekte, Septikämien, Arthritiden oder Pneumonien hervorrufen.

Neben einer asymptomatischen Kolonisation kann es bei Patienten mit zystischer Fibrose zu einer chronischen Infektion der Atemwege mit rezidivierendem Fieber und Gewichtsverlust kommen, was häufig wiederholte stationäre Aufnahmen erforderlich macht.

Die schwerste Verlaufsform der Infektion wird auch als Cepacia-Syndrom bezeichnet. Hierbei kommt es zu einer schweren Verschlimmerung der chronischen pulmonalen Symptomatik, welche mit Fieber, Gewichtsverlust, Bakteriämie und Leukozytose einhergeht. Die schnelle Abnahme der Lungenfunktion führt dann zu einer hohen Letalität.

Zwar handelt es sich bei Burkholderia-Spezies um Umweltkeime, man geht aber davon aus, dass BCC-Erreger besonders bei Mukoviszidosekranken durch Tröpfcheninfektion von Patient-zu-Patient übertragen werden. Daher sollten mit BCC-kolonisierte Patienten im Rahmen stationärer Aufenthalte in Einzelzimmern isoliert und von anderen Patienten mit zystischer Fibrose getrennt werden.

 

Der Rückruf sowie die Berichte im Epidemiologischen Bulletin und Deutschen Ärzteblatt können unter folgenden Links abgerufen werden:

http://www.bfarm.de/SharedDocs/Kundeninfos/DE/03/2018/10279-18_kundeninfo_de.pdf?__blob=publicationFile&v=1

https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2018/Ausgaben/38_18.pdf?__blob=publicationFile

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98060/Mundspuelloesung-wahrscheinliche-Ursachefuer-Infektionen-von-Intensivpatienten

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